Rolling Skin Syndrom – die wenig erforschte Katzenkrankheit

Rolling Skin Syndrom Katze

Wildes Herumrennen, sich selbst in den Schwanz beißen, rastlos zuckendes Fell – was wie ein irrer Tobsuchtsanfall der Katze wirkt und oft als “verrückte fünf Minuten” abgetan wird, kann zum Symptomenkomplex einer bislang kaum erforschten Nervenkrankheit gehören. Was es mit dem Rolling Skin Syndrom auf sich hat, erklärt dieser Ratgeber.

Was ist mit Rolling Skin Syndrom gemeint?

Das Rolling Skin Syndrom (RSS, auf deutsch “Rollende Haut Syndrom) wird wissenschaftlich auch als Feline Hyperästhesie bezeichnet und umschreibt eine neurologische Störung, die mit einer kurzzeitigen, anfallsartig stark erhöhten Berührungsempfindlichkeit der Katze einhergeht.

Unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Alter kann diese Erkrankung plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln und steigern.

Es kommt meist ohne Vorankündigung zu einer extremen Überreizung des Nervensystems, was sowohl körperliche Symptome als auch Verhaltensänderungen bewirkt. Befindet sich die Katze in einem akuten Anfall, ist sie meist nicht mehr ansprechbar oder reagiert sogar sehr aggressiv auf Berührungsversuche.

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Welche Symptome treten bei der Felinen Hyperästhesie auf?

Ein Anfall kann sich dadurch ankündigen, dass die Samtpfote sich ungewöhnlich intensiv am Hinterkörper, vor allem an der Schwanzwurzel leckt. Schnell setzt dann ein unkontrolliertes Zucken der Muskulatur entlang der Rückenlinie ein, das Fell scheint hin und her zu rollen (Rolling Skin).

Der Katzenschwanz scheint ein Eigenleben zu entwickeln und schlägt wild hin und her, so dass sich das Tier genötigt fühlt, den eigenen Schwanz mit Krallen und Zähnen zu bearbeiten. Bei mancher Katze führt diese Situation zu blutigen Verletzungen bis hin zur Selbstverstümmelung.

Auch plötzliches Aufspringen wie von der Tarantel gestochen, rasendes Rennen durch die Wohnung, das Attackieren von Möbeln, Teppichen und Vorhängen, lautes Miauen und Schreien und die Jagd nach nicht vorhandenen Beuteobjekten gehören zum Symptomenkomplex. Es kann zu spontanem Harnabsatz kommen.

Bei einigen Katzen sind die Pupillen während eines Anfalls mit Zuckungen ungewöhnlich geweitet, das Tier wirkt abwesend und reagiert überhaupt nicht mehr auf Ansprache oder Beruhigungsversuche des Menschen. Andere Tiere hingegen lassen sich durch gezieltes Ansprechen aus einer akuten Attacke herausholen und beruhigen sich.

Genau so plötzlich, wie er begonnen hat, endet ein solcher Anfall nach wenigen Sekunden bis maximal einigen Minuten und die Katze verhält sich, als sei nichts gewesen.

Oft sind die Tiere nach einer solchen Attacke allerdings durch die körperliche Anstrengung sehr ausgepowert und ziehen sich erst einmal zur Ruhe zurück.

Rolling Skin Syndrom Katze zuckt
Plötzliches, hektische Putzen, dzau Zuckungen ähnlich einer Epilepsie sind typisches Verhalten bei einem Rolling Skin Syndrom Anfall

Was sind die Ursachen des Rolling Skin Syndroms?

Welche Auslöser primär für das Rolling Skin Syndrom bei Katzen verantwortlich sind, ist derzeit noch ungeklärt. Allerdings scheint Stress eine große Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen.

Vor allem sensible Stubentiger reagieren auf plötzliche Veränderungen in ihrem Tagesablauf wie Umzug, neuer Partner, die Ankunft eines Babys oder den Verlust einer Partnerkatze nicht selten mit psychischen Problemen, die sich in unterschiedlicher Weise auswirken können. 

Daher wird das Rolling Skin Syndrom bei Katzen unter anderem als Zwangsneurose oder Folge einer Depression angesehen.

Aber auch körperliche Beschwerden wie Muskelschäden oder chronische Schmerzen werden als mögliche Ursachen für die Feline Hyperästhesie diskutiert.

Vermutet wird zudem ein Zusammenhang mit den neurologischen Auswirkungen einer Epilepsie-Erkrankung bei Katzen. Somit kann auch eine Nervenerkrankung nicht ausgeschlossen werden.

Die betroffenen Tiere reagieren oft zunehmend empfindlicher auf Berührungen vor allem im Bereich des Rückens und versuchen, diese zu vermeiden. Gelingt ihnen das nicht oder sorgt eine akute Stresssituation für ungewohnte Unruhe, kann ein erneuter Anfall ausgelöst werden.

Auch wenn bisher keine Rassedisposition oder andere Grundvoraussetzungen wie Lebensalter oder Geschlecht der Samtpfote für die Entstehung des Rolling Skin Syndrom nachgewiesen wurden, scheinen Beobachtungen dafür zu sprechen, dass die ersten Anfälle oft zwischen dem ersten und vierten Lebensjahr und bei folgenden Katzenrassen häufiger auftreten:

Eine wissenschaftlich fundierte Abklärung der Ursachen, die zum Rolling Skin Syndrom bei Katzen führen, steht allerdings noch aus und ist weiterhin Gegenstand von Studien.

Feline Hyperästhesie
Bei der felinen Hyperästhesie wird unter anderem Stress als Auslöser vermutet

Diagnostik bei Feliner Hyperästhesie

Da die tatsächlichen Ursachen der Erkrankung noch nicht hinlänglich erforscht sind, ist die Diagnose eines RSS nicht einfach. Meist wird der Tierarzt durch den Ausschluss anderer möglicher Ursachen schließlich das Hyperästhesie-Syndrom als Möglichkeit in Betracht ziehen.

Ganz wichtig ist ein ausführlicher Vorbericht über die Symptome, welche die Katze während der Anfälle zeigt. Dazu kann es sehr hilfreich sein, wenn Du das Tier während einer solchen Attacke mit dem Handy filmst und dies dem Tierarzt zeigst. So kann er sich ein besseres Bild machen.

Eine eingehende Untersuchung der Katze soll zunächst klären, ob greifbare körperliche Beschwerden vorliegen. Dazu werden unterschiedliche Diagnoseverfahren wie Ultraschall, Röntgen oder eine Blutanalyse durchgeführt. Hat sich Deine Katze bereits durch Bisse in Schwanz oder Rücken selbst verletzt, müssen diese Wunden ebenfalls untersucht und behandelt werden.

Letztendlich kann die Diagnose nach Ausschluss anderer Erkrankungen dennoch nur ein Verdacht bleiben, da ein eindeutiges Testverfahren bislang fehlt.

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Differentialdiagnose: Welche Krankheiten lösen ähnliche Symptome aus?

Mit der umfassenden Diagnostik versucht der Tierarzt, Krankheiten bei Deiner Samtpfote auszuschließen, die zu ähnlichen Symptomen führen können:

Wie wird die Feline Hyperästhesie behandelt?

Mit Medikamenten gegen Epilepsie sowie Cortison können die Anfälle bei betroffenen Katzen abgemildert werden

Zur Behandlung des Rolling Skin Syndroms der Katze werden in der Regel unterschiedliche Ansätze kombiniert. Eine Heilung ist bislang nicht möglich, dennoch ist es das Ziel, die Lebensqualität der Katze weitgehend wieder herzustellen oder zumindest deutlich zu verbessern, indem die Häufigkeit und Intensität der Attacken beeinflusst werden.

Eine Therapie mit Medikamenten zur Schmerzreduktion wie Cortison, aber auch Antidepressiva oder Antiepileptika können im Einzelfall die Anfälle reduzieren oder deutlich abmildern. Zusätzlich sollte immer auch eine Verhaltenstherapie angestrebt werden, um die besondere Sensibilität der Katze auf äußere Reize zu mildern und sie allgemein stressresistenter zu machen.

Es kann beispielsweise hilfreich sein, den Tagesablauf sehr klar zu strukturieren: Feste Fütterungszeiten, ausgiebige Kuschel- oder Spielsequenzen helfen sensiblen Katzen, sich zu orientieren. Ganz wichtig sind auch ausreichende Rückzugsmöglichkeiten für das Tier, wo es seine Ruhe hat und nicht durch Besuch, spielende Kinder oder einen aufdringlichen Familienhund gestört wird.

Auch die Umstellung des Katzenfutters kann in vielen Fällen zu einer Besserung führen. Eine ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Zutaten, welche das Tier mit allen notwendigen Nährstoffen rundum gut versorgt, trägt viel zur Gesunderhaltung der Katze bei.

Bei reinen Wohnungskatzen ist häufig auch Langeweile und Unterforderung ein großes Problem, das zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Müssen Stubentiger viele Stunden am Tag ohne ihre Menschen verbringen, kann es ratsam sein, sie zu vergesellschaften. Allerdings klappt auch das nicht bei jeder Katze, daher muss im Einzelfall nach ganz individuellen Lösungen gesucht werden.

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Wie kann dem Rolling Skin Syndrom der Katze vorgebeugt werden?

Da bislang keine wissenschaftlich belegte Ursache für die Entwicklung des Rolling Skin Syndrom gefunden wurde, ist es schwierig, diesem Krankheitsgeschehen vorzubeugen.

Als Katzenhalter solltest Du Dein Tier gut beobachten, um Anzeichen von Stress und Unruhe so früh wie möglich zu erkennen und erfolgreich gegenzusteuern.

Vor allem Katzen, die ohnehin sehr sensibel auf kleinste Veränderungen reagieren, neigen dazu, unter großem Stress Verhaltensprobleme zu entwickeln. Allerdings scheint dies nur ein möglicher Aspekt bei der Entstehung des Rolling Skin Syndroms zu sein. Neurologische Probleme oder chronische Schmerzen durch Krankheiten lassen sich ungleich schwerer vermeiden.

Grundsätzlich sollte eine Katze, die sich auffallend ungewöhnlich verhält oder Anzeichen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung zeigt, baldmöglichst einem Tierarzt vorgestellt werden. Je früher eine Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser stehen meist die Aussichten auf Besserung.

Fazit

Bei der Felinen Hyperästhesie oder auch Rolling Skin Syndrom der Katze handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen, dessen genaue Ursachen bisher nicht bekannt sind. Betroffene Katzen leiden unter Anfällen, bei denen sie wie toll durch die Wohnung rasen und sich durch Bisse in Schwanz und Rücken selber verletzen können.

Zur Behandlung dieses Symptomenkomplexes hat sich eine Kombination unterschiedlicher Ansätze bewährt. Neben einer klassischen Medikamententherapie zählen die Verhaltenstherapie und gesunde Fütterung zu den drei wichtigsten Säulen, um die heftigen und kräftezehrenden Anfälle bei der Katze abzumildern oder bestenfalls ganz zu verhindern.

Bildquellen: 

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2 Kommentare

  1. Eine meiner 3 Katzen (6 Jahre) hat seit 3 Jahren auch ähnliche Symptome. Ich war mit ihr in der Tierklinik und habe auch meinen Verdacht auf Rolling Skin mitgeteilt. Sie wurde ausreichend untersucht und es wurde das Blut auf Allergien untersucht. Heraus kam dass sie eine Allergie auf Pollen und Gräser hat (höchster Wert). Im Sommer kann sie kaum aus dem Haus gehen, wird dann von Juckreiz geplagt und die Haut rollt sich. Im Winter wird es dann besser.
    Sie kratzt sich aber nicht die Haut auf oder beißt sich Wunden in die Haut. Auch ihre Augen tränen nicht, die Nase läuft auch nicht.

    Kann dieses Zucken tatsächlich von der Allergie kommen?
    Man könnte eine Hyposensibilisierung machen aber soll ich ihr das wirklich antun?

    Ich habe Anfang diesen Jahres, für 2 Monate, eine Darmsanierung mit Omnibiotik versucht.
    Es wurde ein klein wenig besser bzw. die Symptome kamen erst im späten Frühjahr, nicht wie sonst schon Anfang Frühjahr.

    1. Hallo Bettina,

      die Symptome können definitiv von einer Allergie stammen. Eine Hyposensibilisierung kann hier helfen, ist aber mit vielen Tieraztbesuchen verbunden. Im Endeffekt wäre es aber die beste Möglichkeit, die Lebensqualität Ihrer Katze zu verbessern. Das ist aber meine persönliche Meinung. Ich möchte Sie bitten, dies mit ihrer Tierärztin oder ihrem Tierarzt zu besprechen und dein eine Entscheidung zu treffen.

      Viele Grüße
      Dominik Hollenbach

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